TANGOes Festival
| Kranwerk Naunhof |
Internationale Bandoniontage | Konzerte | Kurse | Lesungen | Instrumente
13te Bandoniontage
Samstag, 10. Juli 2021
von 15 – 24 Uhr
KONZERTINA>>BANDONION>>BANDONEÓN
100 Jahre Astor Piazzolla | 200 Jahre Heinrich Band
Zum Doppeljubiläum des Kompo- und Bandonisten Astor Piazzolla und dem Namensgeber des Instrumentes „Bandonion“ Heinrich Band, möchten wir uns ausführlich mit dem Instrument auseinandersetzen. Zweifellos liegt der Ursprung und die technische Entwicklung des Bandonions in Sachsen. Die Tragik des Bandonions spielt selbst immer mit. Heinrich Band etablierte die „verquere“ Tastenlage. Auf Veranlassung von Band wurden Tasten umverlegt und weitere Halbtöne um die „alte Kernlage“ (welche im ursprünglichen Instrument, der wechseltönigen Konzertina von Uhlig und Zimmermann noch einer diatonischen [tonartgebundenen] Logik folgte) „drumherum“ im perfekten Chaos angeordnet.
„Die Bomben des zweiten Weltkrieges haben es zu Grabe getragen“. Ein Zitat von Carla Algeri aus Buenos Aires und UNESCO-Beauftragte für den Erhalt des Tango und des Bandoneóns. In Deutschland wurde die Produktion des Instrumentes 1964 wegen geringer Nachfrage und Materialknappheit eingestellt. Es überlebte dennoch, dank der stoischen Art der Argentinier sich keinerlei weiterentwickelter Tastaturanlagen anzunehmen.
In Argentinien war der Tango, den Bordellen und Kaschemmen BAs entsprungen, der feinen Gesellschaft suspekt und der Jugend zu „altbacken“. Astor Piazzolla gilt mit der Schaffung des „TANGO Nuevo“ der Dank, dass das Bandoneón heute rund um Globus von Japan, Taipeh über Peking, Seoul, quer durch Europa und natürlich in Argentinien & Uruguay wieder in den besten Salons und Hohen Konzerthäusern sich steigernder Beliebheit erfreut.
13te Bandoniontage „TANGOes“ – alle Infos
Bands/Solisten:
„Duo Amortal”/Berlin
Jürgen Karthe | Fabian Klentzke /Sachsen
„Klaus Gutjahr“ Berlin
„Julie & Andreas Rokseth“/Norwegen
„Carla Algeri“/Argentinien*
„C.F. TangoConnection“/ Sachsen
Start des internationalen Bandoneón-Contest 2021:
15 h Strassenmusik (Folk & Welt, Brettl)
16 h Instrumentenseminar Exposés | Buchvorstellung „H.B./Bandoneon“
17 h Konzert | Duo Amortal
18 h Musikalische Lesung „von Carlsfeld nach Buenos Aires“
19 h Konzert | Klaus Gutjahr
20 h Zoom-Konferenz mit Carla Algeri*
21 h Konzert | Julie & Andreas Rokseth
22.30 h Konzert | C.F. TangoConnection
*wegen aktueller Einreisebeschränkungen ist ihre Anreise nicht möglich (sie ist in Quarantäne)
Programm | Ablauf
15.00 h Strassenmusik (Folk & Welt, Brettl)
Wie sollte es anders sein, beginnt das Festival mit kleiner & großer Kunst der Eleven und anwesenden Profis mit Strassenmusik. Das “Brettl” hat sich gern der “Orgel des kleinen Mannes” bedient. Frei von den archaischen Vorgaben des Tangos, gibt es das Bandonion noch seltener als harmonisches Begleitinstrument zu hören. Die Wiederentdeckung des “Bandonion” in Pörschmannscher Spielweise (akkordführend) als “Folkinstrument”, ist dem Folk-Revival der siebziger & achtziger Jahre zu verdanken. Spieler wie Stefan Krawczik, Andreas Rohde (Kusserow), Frank Deutscher, Dieter Kalka, Jürgen B. Wolff (Konzertina) nutzten das Bandonion für ihre eigenwilligen Interpretationen außerhalb des Tangos.
16.00 h Instrumentenausstellung – „Wer hat’s erfunden?“
Exposé zur Genealogie des Instrumentes
Das Bandonion eine Konzertina mit Bandscher Tonanordnung. Raritäten der durchschlagenden Zunge, Konzertinas und Bandonions in verschiedensten Tonlagen (76, 104, 116, 128, 142, 144, Kusserow, Schlegel, Peguri, div. Gleichtönige, Konzertinas) erklärt, geöffnet, bestaunt und mit Klangbeispielen vorgestellt.
200 Jahre Heinrich Band der Erfinder des Bandonions?
Konzertina >> Bandonion >> Bandoneón
Zu den Bandoniontagen werden unterschiedliche Bandonien, Konzertinas und andere Zungeninstrumente ausgestellt und hier erfährt man den Unterschied zwischen Bandonion und Bandoneón, was bedeutet Diatonik, Chromatik und Wechseltönigkeit. Was sind Chöre, Register, Kanzellen, Schwebung – also Dinge die man unbedingt wissen muss. Das einst schrammelige Quetschkastl, das Bandonion, hat die sinfonischen Orchester als Soloinstrument erobert. Mehr und mehr sind es Solistinnen mit der ersten Stimme. Dabei beruft es sich nicht auf seine Tradition als Volksmusikinstrument, vielmehr ist es Kunstobjekt geworden. Und dies in mehrfacher Hinsicht, zum einen die enorme Herausforderung an die Spieler aufgrund der verqueren Tonanordnung und zum anderen an die Instrumentenbauer, die die spezifische Klangmodulation und Tonansprache für den Tango und zur Differenzierung zum “schwebenden” Akkordeon entwickeln müssen.
Tango & Bandoneón
Ohne Allüren und als instrumentales Einzelkind verlieh das “Bandoneón” am anderen Ende der Welt dem Tango seinen typischen Klang. Die Trinität des Tangos – die Komposition, das Spiel und der Tanz. Die Tänzer vollführen die Passion der Pose, Betörung und Erliegen. Die Komposition verarbeitet elegische Hoffnung, flammende Leidenschaft, Schwermut & Heimweh, grandioses Scheitern und Neuanfang der geflüchteten Europäer in die neue Welt Südamerikas. Und im Spiel erduldet das atmende Instrument Bandoneón den Weltschmerz auf Zudruck, entfaltet seinen Klang beim “Luftholen” und hinterläßt Tänzer und Zuhörer für Augenblicke entrückt. Und dabei besitzt dieses Instrument etwas faustisches: um es einigermaßen kunstvoll spielen zu können – muss man sich ihm voll und ganz hingeben. Die Komponisten des Tangos haben es vermocht, aus den unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen der “Zugewanderten” einen eigenständigen komplexen musikalischen Wertekanon zu schaffen. Seines musikalischen Anspruches und der modulierten Emotionen wegen, findet der Tango Zuhörer auf der ganzen Welt.
Die Ausstellung wird dieses Jahr mit Instrumenten von „Steinlinger-Balg“ Georg Leugner-Gradl ergänzt. Bandonions wurden nicht nur in Sachsen hergestellt. Auch die Bajuwaren hatten gefallen am Instrument. Vorrangig das sogenannte „Schrammelbandonion“ als Volksinstrument. Was es damit auf sich hat, erklärt Georg Leugner-Gradl zum diesjährigen Festival vor Ort.
16.30 h Buchvorstellung
„Heinrich Band. Bandoneon“ – Die Reise eines Instruments aus dem niederrheinischen Krefeld in die Welt von Janine Krüger (Autor), Kulturbüro der Stadt Krefeld e.V. (Autor) – Mai 2020
Die Gliederung und aufwendige Illustration werden dem Instrument gerecht, machen es staunenswert und ein Muss für jeden Bandonionfreund. Geschichtshistorische Aufführungen und die abgehandelte Stadtgeschichte binden das Bandonion lediglich an die Stadt Krefeld, welche Förderin und Herausgeberin des Buches ist. Die Musikwissenschaftlerin Janine Krüger deutet alte und neue Quellen in Bezug auf die Fertigung des Instrumentes in Sachsen als Krefelder Erfindung.
Die Enthüllung des Buches: „die Spur führt nach Waldheim/Sa.“. Heinrich Band – Fabrikant veranlasste die Produktion von Konzertinas mit „im Kern“ gleichgebliebener Tastatur unter seinem Namen, hergestellt aus Sträflingsarbeit. Diese Erkenntnis ist neu – darauf beruft sich nunmehr die Kulturreferentin der Stadt Krefeld:
„es kommt tatsächlich von hier“.
17.00 Uhr (Konzert)
Bettina Hartl – Duo Amortal (Bln)
‚Unio Musica‘ – von Barock bis zur Gegenwart
Mit den Instrumenten Violine, Bandonion und mit Gesang konzertiert Duo Amortal in einer vielfältigen Mischung aus tänzerischen Ciacconas und virtuosen Triosonaten der Barockzeit in Verbindung mit Tango Nuevo und französischer Filmmusik. Dazu kombiniert es seine Barockmusik auch mit der lebendigen und farbenfrohen Musik der irischen und keltischen Folklore. Mit Hingabe, Leichtigkeit und Charme erklingen kraftvoll leuchtende Triosonaten von Bach, sinnlich entfesselte Klangkaskaden von Astor Piazzolla, magisch verzaubernde französische Filmmusik und mitreissende irische Folklore. Duo Amortal gastierte bereits mehrfach in der Philharmonie Berlin, im Gasteig München, im Theatre Municipal in Luxemburg u.v.m. Das Duo hatte mehrere Produktionen u.a. mit dem Bayerischen Rundfunk, 2014 erschien ihre neueste CD.
18.00 Uhr (Konzertlesung)
Jürgen Karthe – Bandoneón
& Fabian Klentzke – Piano
www.juergen-karthe/bandoneon-lesung
Das Bandoneón erzählt seine Geschichte. Ohne eine deutsche Erfindung wäre der argentinische Tango nicht zu dem geworden, was er heute ist: Weltkulturerbe. Die Erfindung ist das „Klavier des kleinen Mannes“, das Bandonion – und es stammt aus dem Erzgebirge.
Wie das Instrument mit dem typischen Klängen im Gepäck deutscher Auswanderer seinen Siegeszug in Lateinamerika antrat, das erzählen Jürgen Karthe und Fabian Klentzke in unterhaltsamen Texten ebenso wie fröhlichen Klängen. In einem lockeren Mix wird die Geschichte des Bandoneons erzählt und seine Reise vom Erzgebirge nach Buenos Aires nachempfunden. Zu hören sind traditionelle Volksweisen aus dem Erzgebirge und Kompositionen von Carlos Gardel bis Astor Piazzolla.
Das Hörbuch dazu gibts im CD – Shop, schon mal zum Reinhören ein kurzer Trailer:
https://soundcloud.com/fabian-klentzke/trailer-horbuch-vom-erzgebirge-nach-buenos-aires
19.00 Uhr (Konzert)
Klaus Gutjahr – Solist und Bandonionbauer (Bln.)
http://www.klausgutjahr.de
1970 hat er mit dem Bau neuer Bandoneóns begonnen. Der Grund hierfür war, dass 1964 die Produktion von Instrumenten im Erzgebirge eingestellt worden war. Nach einer interessanten Geschichte der Wiederbelebung des Bandonionbaus haben nach seiner Aussage „die grössten Veränderungen jedoch in den letzten 3 Jahren stattgefunden.“
Wie einige Bandoneónfreunde wissen, er spielt dieses Instrument seit seinem achten Lebensjahr und hat 1975 ein Hochschulstudium als Bandoneonlehrer abgeschlossen. Da die Verbreitung eines Musikinstrumentes nur über Musik funktioniert, möchte er seine Qualitäten auf diesem Gebiet wieder in den Vordergrund stellen.
20.00 Uhr (ZOOM-Schaltung)
Carla Algeri – Buenos Aires
Vor zwei Jahren war Carla zusammen mit Jorge Amado schon bei den Bandoniontagen zu Gast. Sie hat beim Abschied unmissverständlich und im argentischen Temperatent zu verstehen gegeben: „vuelvo enseguida!“
Die aktuellen Einreisebeschränkungen verhindern Ihr Kommen. Wir versuchen eine ZOOM-Schaltung nach Buenos Aires (mit Übersetzung) und wollen über Aktivitäten der Nachwuchsförderung, dem drohenden Auskauf ehemals nach Argentinien exportierter Bandoneóns erfahren und weshalb braucht es eine UNESCO-Beauftragte für den Erhalt des Tango resp. Bandoneón.
Grussworte zum Festival via Whatsapp von Carla:
Te comparto mi próximo concierto en el Festival de Naunhof, Alemania. Su creador y director, Heiko tiene un museo del Bandoneon magnifico y lleva adelante un concurso de composición anual, además de la organización del Festival. La Cultura Patrimonial como eje esencial para el crecimiento de las comunidades del mundo. Me siento feliz de poder compartirlo. Muchos cariños. Que tengas un hermoso domingo. Carla
Hier ein paar Impressionen der Reise nach Carlsfeld 2019. Mit dabei der Gewinner des AKW-Bandoneón-Contest 2018 Guido Gavazza.
21. 00 Uhr (Konzert)
Julie & Andreas Rokseth (Norwegen)
Eine seltene Kombination: die majestätisch elegante Harfe und das raubeinige Bandoneon. So erstaunlich in ein harmonisches, energiegeladenes Zusammenspiel können diese zunächst so gegensätzlichen Instrumente wohl nur durch ein Geschwisterpaar gebracht werden: Julie und Andreas Rokseth haben in bisher 16 Ländern in über 225 Konzerten gespielt und sich dabei längst etabliert als innovative Künstler – in ihren unterschiedlichen Klanguniversen.
Heute bewegen sich die beiden mit ihrer einzigartigen Energie in einem musikalischen Spannungsfeld zwischen Folk, Tango und klassisch inspirierten Musikstilen.
22.30 Uhr (Konzert)
‚Carl Friedrich TangoConnection‘ (Sachsen)
Bandoneon – Jürgen Karthe
Violine – Thu Trang Sauer
Klavier – Hartmut Sauer
E-Gitarre – André Obermüller
Kontrabass – Marc Schönfeld
Percussion – Mathis Stendike
Die „Carl Friedrich TangoConnection“ feiert auf besondere Art das Bandoneón als klangliches Zentrum. Um dieses gruppieren sich Violine, Klavier, Kontrabass, Jazz-Gitarre und Percussion. Das Vorgängerinstrument, die Deutsche Concertina, wurde vom Instrumentenbaumeister Carl Friedrich Uhlig erfunden, erstmals 1834 im „Chemnitzer Anzeiger“ vorgestellt und später auf der Leipziger Messe präsentiert. Dieses Instrument nahm von Chemnitz aus seinen Weg über Carlsfeld im Erzgebirge, als Bandoneon weiterentwickelt bis ins weit entfernte Argentinien, von wo es mit dem Tango in der ganzen Welt bekannt wurde und schließlich wieder nach Europa zurückkehrte. Die brandneue Tangoformation „Carl Friedrich“ (eine Hommage an die Chemnitzer Concertina – und Bandoneonerfinder C.F. Uhlig & C.F. Zimmermann) steht unter der musikalischen Feder von dem Bandoneonspieler Jürgen Karthe. Gemeinsam mit der Kulturhauptstadt-Bewerbung 2025 der Stadt Chemnitz möchte das Ensemble vor allem den Erfinder der Concertina bekannt machen und mit der beseelten Musik des Tangos in die Welt tragen.
Kostenbeitrag für Kunst & Kultur, Installation und baulicher Erhalt des Kranwerkes:
Einzelkonzerte 15,- € normal; ermäßigt (Schüler/Stud.) 12,- €
Einlass ab 14.30 Uhr